Leseteufel Deutsch

Brock Martin W.

    Nachtnebel

Schardt, Oldenburg 2005

Precht

Wieder ein bayrischer Spitzenkrimi, der, wie “Tannöd”, keinen bayrischen Verleger gefunden hat, was nicht gerade für deren Lektoren spricht. Der Autor schreibt unter Pseudonym, lässt sich auch nicht abkonterfeien; verständlich, da er selbst wohl lange Jahre als verdeckter Ermittler tätig war. Und im Gegensatz zu den sonstigen Lokalmatadoren in der Provinzkrimiszene weiß er bis ins Detail, wovon er spricht.

Also eine authentische Handlung mit dem Hauptkommissar Ricardo  Bauer als Protagonist. Die Ermittler in diesem Krimi unterscheiden sich wohltuend von all ihren konfliktbeladenen Kollegen der deutschen Krimiwelt. Sie liegen nicht im Clinch mit ihren Chefs oder lamentieren wortreich über soziale Missstände. Stattdessen arbeiten sie mit ihrer Dienststelle effektiv zusammen, ihre Beziehungsprobleme werden im Kontext ihrer schwierigen beruflichen Tätigkeit gesehen. Ein Kollege bekommt für seine Familie Polizeischutz, nachdem einer der Täter versucht hat, sein Kind zu entführen. Trotzdem fällt kein Wort zu viel.

Es geht darum, dass in einem ausgebrannten Auto in der Münchner Peripherie eine verkohlte Leiche gefunden wird. Bauer und Kollegen kommen in mühevoller Puzzlearbeit den Tätern auf die Spur, auch unter Mithilfe eines Kufsteiner Polizisten, dessen Vorliebe für die halbseidene Szene mit leicht ironischem Unterton kommentiert wird. Ebenso der geltungsbedürftige Münchner Staatsanwalt, der die Ermittlungen eher behindert als fördert. Auch das realistisch. Einen nicht ganz glaubwürdigen Ausreißer gestattet sich Brock mit der Figur eines Killers, der auf ebendiesen Staatsanwalt angesetzt wird. Die Auflösung des Falles wird nicht verraten, denn es lohnt sich unbedingt, diesen spannenden Krimi zu lesen.