Leseteufel Deutsch

Nawrat Matthias

    Die vielen Tode unseres Opas Jurek

Rowohlt, Hamburg 2015

Precht

Der inzwischen 37jährige Autor kam mit seiner polnischen Familie als Zehnjähriger von Opole  nach Bamberg und arbeitet in diesem von der Robert-Bosch-Stiftung geförderten Roman mit kindlich-naivem Augenaufschlag seine Familiengeschichte auf, wobei es sich wohl nicht um die seines Opas, sondern eher seines Uropas handelt, wenn man Nawrats Alter bedenkt. Und damit beginnt das für den Leseteufel allzu große Ärgernis, so dass er das Buch schon nach rund 100 Seiten weglegen muss.

Was der arme Opa Jurek alles von den bösen-dumpf-dummen Deutschen erdulden muss, könnte aus Sicht von Teilen der Leseteufelschen Familie durchaus gekontert werden mit den sinnlos-grausamen Morden ebendieser polnischen Bevölkerung an den Oppelner Deutschen gegen Kriegsende.

Natürlich ist solches Aufrechnen nicht angebracht. Wenn aber Nawrat in seinem schein-naiven Ton von der grausamen Lagerwirklichkeit erzählen will, sollte er doch wenigstens vorher “Jakob der Lügner” von Jurek Becker lesen und dann am besten seinen Roman im Papierkorb verschwinden lassen.