Leseteufel Deutsch

Lange-Müller Katja

    Verfrühte Tierliebe

Kiepenheuer&Witsch, Köln 1995

Precht

Dieses mit einem Literaturstipendium geförderte schmale Bändchen enthält zwei Erzählungen. Die erste unter dem Titel “Käfer” stellt eine Schulgeschichte dar, wird aber vom Verlag hochstilisiert zu einem “Buch über die Einsamkeit des Erwachsenwerdens”.

Die etwa 13jährige Ich-Erzählerin interessiert sich sehr für Biologie. Als ein Gelehrter in der Schule eine Art Vorlesung hält und seine Sammlung von Reptilien  und Insekten zeigt, lässt sie sich furchtlos eine Anaconda um die Schulter legen und erregt damit seine Aufmerksamkeit. Er wirbt sie als seine Assistentin bei Exkursionen an, was aber in einem Fiasko endet. Trotzdem vermacht er ihr nach seinem Tod eine Käfersammlung.

Aus dieser setzt sie mit Klebstoff und Farbe Fantasietiere zusammen, die sie, inzwischen 18jährig, ihrem angehimmelten jungen Biologielehrer schenkt. Das Ergebnis ist, dass sie kurz vor dem Abitur von der Schule fliegt und in der Produktion landet. Lange-Müller reiht eine kafkaeske Situation an die andere, allerdings, auch sprachlich ins Groteske verzerrt, mit einem kalt-sezierenden Blick auf dieses Mädchen, die sie umgebenden Männer und, nicht zuletzt, die gesellschaftliche Situation in der DDR, als würde sie tote Insekten präparieren und mit Stecknadeln aufspießen. Die zweite Erzählung  ist zu dick aufgetragen, zu gewollt peinlich und fällt stark ab.