Leseteufel Deutsch

Lange-Müller Katja

    Böse Schafe

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2007

Precht

Wieder einmal ließ sich Lange-Müller mit einem Literaturstipendium zu neuem Schreiben bewegen; und wenn den Leseteufel sein Gedächtnis nicht trügt, bekam sie 2007 auch einen Preis dafür. Leider wendet sie sich zunehmend ihrer Vergangenheit zu, zur Gegenwart scheint ihr nichts Sinnvolles einzufallen.

Hier lesen wir also von einer tragischen Liebesaffäre aus den 80igern, als die Ich-Erzählerin Soja, die selbst von Hartz IV lebt (gab es das damals schon?), sich in den Ex-Häftling und Ex-Junkie Harry verliebt, ihn bei sich aufnimmt und auch resolut seine Therapie begleitet, als er wieder rückfällig wird. Selbst die Entdeckung, dass er HIV-positiv ist, stößt sie nicht ab.

Nach seinem Tod findet sie seine Notizen aus der Zeit und da er ihren Namen nicht einmal erwähnt, schreibt sie ihm sozusagen ihre Sicht dessen, was sich zwischen den Beiden abgespielt hat. Ein eher schwerfälliges erzählerisches Vehiculum. Es führt nämlich dazu, dass sie die zweite Person im Präteritum anredet, eine sehr hölzerne grammatische Form: “Du...döstest vor dich hin, lasest keine Fantasyromane...spieltest nicht einmal mit Friede” (S143, wobei Friede die gemeinsame Ratte ist). Auch liebt die Autorin gekünstelte Satzbaumuster, wie “Die Angst vor und die Liebe zu dir attackierten einander pausenlos.” (S.125).

Und so kommt sich denn das Leseteufelchen eher wie ein dummes Schaf vor, weil es diese langatmige Geschichte zu Ende gelesen hat.