Leseteufel Deutsch

Küster Hansjörg

    Schöne Aussichten

C.H.Beck, München 2009

Precht

“Kleine Geschichte der Landschaft” heißt der Untertitel dieses liebevoll mit farbigen Landschaftsbildern ausgestatteten Bändchens. Küster ist Professor für Pflanzenökologie und wäre wohl am liebsten an seinem imaginären Lehrstuhl für Landschaftswissenschaft, denn keine Disziplin wird seiner Meinung nach dem Thema “Landschaft” bisher gerecht. Und er hat der angefügten Bibliographie zufolge schon viel dazu veröffentlicht.

Seine würde- sowie liebevollen Ausführungen zu seinem Sujet nehmen auf eigenartige, altmodische Weise gefangen, auch wenn er viele Gemeinplätze zu unserem Umgang mit Landschaft fast pompös ernsthaft darstellt.

Er beginnt mit Petrarcas Bericht zu seinem Aufstieg auf den Mont Ventoux 1336, weil er darin den Beginn der Verwandlung von Natur in Landschaft mittels Petrarcas Sehweise erkennt. Küster spricht immer wieder von den Metaphern, die Natur zu Landschaft machen und nennt als Beispiel den Begriff der “Italienischen Landschaft”, was sich dem einfältigen Leseteufel nicht wirklich erschließt, aber davon abgesehen, ist es ein reines Vergnügen, Küster bei seinen Ausführungen zu folgen.

Sehr vorsichtig deutet er, wie Kollege Reichholf, an, dass Natur wie Landschaft in ständiger Veränderung sind. Am Beispiel der Lüneburger Heide zeigt er, wie eine ausgelaugte landwirtschaftliche Fläche irrtümlich zum Inbegriff der erhaltenswerten ursprünglichen Landschaft werden kann. “Viele Menschen halten Wandel für bedrohlich. Doch... Wandel ist eine wesentliche Eigenschaft von Natur.” (S.27) Folglich sieht er die meisten Maßnahmen des Naturschutzes sehr kritisch, weil sie sich diesem Wandel entgegenstellen. Und er vermutet in dem Bemühen um Stabilität und Nachhaltigkeit letztlich die menschliche Angst vor dem Sterben. (S. 32)

Ein kleines, feines, unbedingt lesenswertes Buch!