Weite_Welt

Isomäki Risto

Die Schmelze

BLT/Lübbe, Bergisch-Gladbach 2008

Ernestam2

Im finnischen Original ist dieser Roman 2005 erschienen und es wäre reizvoll herauszufinden, ob dies vor oder nach dem Film “The Day after Tomorrow” war, denn bei Isomäki geht es auch um eine riesige Flutwelle, die alle bekannte Zivilisation vernichtet, ausgelöst durch das plötzliche (!) Schmelzen des grönländischen Inlandeises. Es ist kein Schaden, das Ende hier vorwegzunehmen, denn von Spannung kann in diesem bemühten Ökothriller ohnehin keine Rede sein.

Interessant ist allenfalls der Ansatz: In allen Mythen der Welt sei von Sintflut oder großer Flut die Rede, also müsse etwas dran sein, und so ein Ereignis könne sich jederzeit wiederholen. Leider ist Isomäki ein erheblich besserer Umweltaktivist als Autor. Er fängt seine Handlung im Jahr 2020 an den verschiedensten Orten der Welt an, unter anderem an der Westküste Indiens, wo Forschungsgruppen auf dem Meeresboden untergegangene Städte finden, die an Atlantis erinnern.

Bei der Gelegenheit lernt Sergej Sawelnikow, Kommandant eines russischen U-Boots, Amrita kennen, eine indische Wissenschaftlerin. Und in diesem Zusammenhang möchte ich Isomäki den Nobelpreis für die hölzernste Liebeszene der mir bekannten Literatur geben.

Die Handlung ist wirr, von Kälte, Schmelze, viel Wasser und Eisstürmen geprägt, die Übersetzung gnadenlos schlecht, ganz im Gegensatz zu dem brillanten “Grenzgänger” von Rönka Matti. “Die Schmelze” ist nur für hartgesottene umweltbewegte Gesinnungstäter zu empfehlen.