Karl Wolfgang Flenders (Jg 1986) hat mit diesem Roman einen fulminanten Erstling vorgelegt und macht dem Kurs Literarisches Schreiben der Universität Hildesheim alle Ehre. Inzwischen promoviert der Autor in Berlin über Wirtschaftskommunikation, und auch hier zeigt sich, dass er geschickt umsetzt, was er zu diesem Thema geforscht hat.

Aus diesen Gründen ist es nachvollziehbar, dass er für sein Sujet den Roman gewählt hat, nicht das Sachbuch, obwohl es sicher ein investigativer Journalist so gemacht hätte.

Aber die Hauptfigur des Romans, Thomas Hessel, hat ja gerade seinen Jounalistenjob an youtube, twitter und Co verloren und macht jetzt das große Geld bei der Agentur Mars&Jung, die sich darauf spezialisiert hat, für ihre Kunden Image-Kampagnen zu inszenieren, damit sie selbst nach einer Umweltkatastrophe noch eco-conscious rüberkommen.

Dieser Thomas, ein echter Kotzbrocken, auch im Wortsinn, erzählt in der Ich-Form nicht nur von seinen trouble-shooter Aktionen in der ganzen Welt, sondern auch von seinem Luxusleben samt Drogenexzessen.

Er inszeniert das Herz rührende Filmchen, mit wackelnder Handy-Kamera aufgenommen und auf youtube hochgeladen, von dramatischen Rettungsaktionen in eingestürzten Textilfabriken in Indien, Waldbränden in Brasilien oder Elektronikschrotthalden in Ghana, in denen Kinder wühlen. Letzteres hat den Leseteufel besonders betroffen gemacht. Als Thomas zu dick aufträgt und auffliegt, wirft ihn sein Chef den Medien zum Fraß vor, um das Image der Agentur zu retten, die sich daraufhin mit anderem Namen neu erfindet.

Allerdings ist sich der Leseteufel nicht recht klar, ob nicht Flenders selber mit seinen Geschichten genau so kreativ die Wirklichkeit zurechtbiegt, wie das sein Protagonist für die Firmen tut, um ihr Image “grün zu waschen”. Sozusagen nur das Vorzeichen verändert, nicht jedoch die Methode, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass er all die Schauplätze, die er so horrormäßig darstellt, selbst besucht hat.