Leseteufel Deutsch

Enzensberger Hans Magnus

    Dialoge zwischen Unsterblichen, Lebendigen und Toten

Suhrkamp, Frankfurt 2004

Precht

Die Dialoge und Szenen dieses Sammelbandes stammen aus der Zeit von 1978 bis heute und sind sehr unterschiedlich in ihrer Qualität. Ob Enzensberger anfängt, Nachlesen auf seine Werke zu schreiben? Fällt ihm nichts Neues mehr ein? Manche dieser Dialoge wirken so, als ob, nach Art der alten Leute, einer murmelnd Selbstgespräche führt oder einen besonders lebhaften Traum für die Wirklichkeit ansieht.

Am originellsten erscheinen mir die “Szenen nach dem Chinesischen des Lu Xun, Der Tote Mann und der Philosoph” aus dem Jahr 1978. Das hat Biss und Witz und führt die Sophisten ad adsurdum. Nicht nur von philologischem Interesse ist “Nieder mit Goethe. Eine Liebeserklärung” von 1995. Hier hat Enzensberger akribisch Aussagen von Zeitgenossen zu Goethe gesammelt und sie Teilnehmern einer Talkshow zu Zeiten der Klassik in den Mund gelegt. Da wird dem Leser wieder sehr deutlich, gegen welche Kleingeister sich Goethe behaupten musste und wie falsch die Kritiker zu allen Zeiten urteilten. Und auch, mit welcher Grandezza Enzensberger das alles serviert.

Ganz im Gegensatz zu so schwerfälligen Schreibübungen wie Feyls Annäherung an Schiller in “Das sanfte Joch der Unsterblichkeit”.
Vielleicht wird ja Enzensberger auch eines Tages ein Unsterblicher?