Leseteufel Deutsch

Setzwein Bernhard

    Das Buch der sieben Gerechten

Haymon, Innsbruck, 1999

Precht

Kein Zufall, dass Bernhard Setzwein, Jahrgang 1960, sich aus seiner Geburtsstadt München nach Waldmünchen an der österreichischen Grenze zurückgezogen hat. Er schreibt in der Tradition der großen Österreicher wie Doderer oder Drach, ohne sie im geringsten zu kopieren. Er stellt München authentisch bis in die Straßenecken dar, fast möchte man versucht sein, von einem Heimatroman zu sprechen. Und dann bricht das Absurde, Apokalyptische in diese Stadt ein. Ein wenig erfolgreicher, dafür aber sehr trinkfester Jungautor, Hermann Kreutner, schreibt an einem Roman über das München der 20iger Jahre, in dem Kafka zufällig Hitler trifft, der sich in eine Hofgarten-Kellnerin verliebt. Gleichzeitig lernt besagter Autor einen 93jährigen Zeugen der Novemberrevolution in München 1918 kennen. Reale und fiktive Handlung verschlingen sich immer intensiver. Ausgelöst wird alles durch einen Ersten Sekretär der Jahweischen Dienste, Mister Fulizer, der einen Beschluss des höchsten Göttlichen Rates umsetzen muss, nämlich die Stadt München auszuradieren, um ein Exempel zu statuieren. Nur wenn er sieben Gerechte in der Stadt findet, kann dieses Schicksal abgewendet werden. Douglas Adams lässt grüßen.  Die Handlung klingt nicht nur wirr, sie ist es auch, was das Lesevergnügen aber unbedingt steigert. Wie ein moderner Baudolino schreibt sich Kreutner die historischen Ereignisse zurecht.
Das Ende sei nicht verraten, aber da das Buch 1999 geschrieben wurde und München noch steht.....