Leseteufel Deutsch

Schanz Peter

    Mitten durchs Land

Aufbau, Berlin 2009

Precht

Peter Schanz, Jg. 1959, Autor und Dramaturg, hat sich viel vorgenommen: In drei Etappen wandert er die 1500 km exakt entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, meist auf dem von den DDR-Grenzsoldaten benutzten Plattenweg. Für einen 2-Zentner-Mann, wie er sich selbst beschreibt, kein geringes Unterfangen. Und er hat bis zum Schluss durchgehalten.

Trotzdem fällt es dem Leseteufel schwer, sich mit diesem Bericht über eine “deutsche Pilgerreise”, wie der Untertitel lautet, anzufreunden. Zu geschraubt, gewollt originell drückt Schanz sich aus. Dazu liebt er den additiven Dreiklang: Der Boden “zu uneben, zu matschig, zu bewachsen.” (S. 49) oder der “Plattenweg... auf dem die DDR-Grenztruppen patroullierten, kontrollierten, observierten...” (ebenda). Erst allmählich wächst dem Leseteufel der hartnäckige Wanderer und Beobachter dann doch ans Herz, wenn er zum Beispiel seine Unterkünfte beschreibt: “Bewegungsmelder auf den Fluren, für die man Turnübungen machen muss...” (S. 51) oder die Mühsal seines Pilgerwegs, “wo Brennesseln und Dornen so unartig ins Kraut geschossen waren, dass sie nicht mehr hüft-, sondern brusthoch standen. Frühling kann auch eine Spur zu entfesselt sein.” (S. 98).

Geduldig erforscht er jedes Denkmal der Wiedervereinigung, jedes Mahnmal der tödlichen Grenze, jedes Heimatmuseum, und sei es noch so klein. Die Menschen nimmt er nur im Vorübergehen wahr, meist ist er ganz allein auf seinem Weg. In der Mitte des Buches hat Schanz eine Fotostrecke eingefügt, die alle Varianten des Plattenwegs und ein hübsches Bilderrätsel zeigt.

Also doch ein lohnenswertes Eintauchen in unsere nationale Vergangenheit.