Leseteufel Deutsch

Rublack Ulinka

    Der Astronom und die Hexe

Klett-Cotta, Stuttgart 2018

Precht

 Ulinka Rublack ist 1969 in Tübingen geboren, arbeitet aber seit 1996 als Professor für Frühe Neuzeit in Cambridge und schrieb dieses Buch 2015 in Englisch, ehe es 2018 ins Deutsche übersetzt wurde. Sie bekam für das Werk den Preis des Historischen Kollegs 2019 und es ist auch eher ein Forschungsbericht als ein Roman. Der Untertitel trifft den Inhalt präziser als der reißerische Titel, denn Rublack hält sich strikt an die Fakten, die sie sehr gründlich recherchiert hat und meidet jegliche Fiktionalisierung, was den Leser über weite Teile des Buches irritiert, weil er klare, überzeugende Charaktere gewohnt ist, mit denen er sich identifizieren kann.

Das ist hier aber weder bei Johannes Kepler noch bei seiner Mutter möglich, die sehr ambivalent erscheinen. Bis zum Ende schiebt der Leseteufel daher einen gewissen Groll vor sich her; erst das Nachwort erklärt, warum Ulinka sich weigert zu werten im Gegensatz zu anderen Autoren, die sich mehr auf Fiktion als auf Tatsachen stützen.

Und diese widersprüchlichen Charakterzüge sowohl des großen Astronomen als auch seiner verwitweten, allein erziehenden Mutter sagen schließlich mehr über die Zeit aus als eine romanhafte Verklärung, auch wenn der Stil Ublinkas eher hölzern daherkommt und man den Eindruck hat, einen riesigen Zettelkasten vor sich zu sehen, aus dem die erforschten Einzelaspekte zusammengefügt wurden.