Leseteufel Deutsch

Orths Markus

    Lehrerzimmer

Schöffling, Frankfurt 2003

Precht

Was für eine geniale Satire auf alles, was mit Schule zu tun hat. In der Maske des thumben Thoren stolpert der Ich-Erzähler Kranich als junger Studienassessor, Deutsch, Englisch, von einer Katastrophe zur nächsten, geradezu kafkaesk, wenn es nicht gleichzeitig aberwitzig komisch wäre.

Die Erzählung, Roman wäre zu hoch gegriffen, beginnt damit, dass Kranich sich zu Hause das Telefon um den Hals bindet, um nur ja nicht den erlösenden Anruf der Schulbehörde zu versäumen. Wochenlang wagt er sich nicht aus dem Haus, damit ihn der Ruf ereilen kann. Endlich kann er sich dem Direktor seiner neuen Schule vorstellen und erfährt, dass er sich auf nichts und niemand verlassen kann. Der Direktor erklärt ihm die eigentliche Bedeutung, die das Wort “Versprechen” für einen Schulleiter hat, da ist keine Hilfe.

Unverdrossen macht sich Kranich ans Werk, bereitet minutiös Stunden vor für Klassen, die er dann doch nicht bekommt, irrt durch die Gänge auf dem Weg zu seiner Klasse, die er irgendwo im Keller findet. Er wird in einen konspirativen Kreis von Kollegen eingeladen und muss erfahren, dass das gesamte System auf Spitzel und Verräter aufgebaut ist. Eine groteske Situation jagt die nächste, entlarvt dieses ganze erstarrte Verwaltungsmonstrum Schule.

So wird Kranich vom Direktor aufgetragen, die Vornoten seiner Schüler auswendig zu lernen, damit er ihre Leistung richtig einschätzen kann. Und als Grund für das schlechte Abschneiden deutscher Schulen bei einer “sogenannten großen Studie” wird von den Direktoren “die übertriebene Betonung des Leistungsdenken genannt”. Kranich zitiert all diese Direktiven in indirekter Rede, in guter Jandlscher Manier. Natürlich bekommen auch die Kollegen reichlich Fett ab.

Amüsante Pflichtlektüre in jedem Direktorat und Lehrerzimmer!