Leseteufel Deutsch

Bottini Oliver

    Im Sommer der Mörder

Fischer, Frankfurt 2006

Precht

Dieser zweite Krimi von Bottini mit der Hauptkommissarin Louise Boni hat gleich den deutschen Krimipreis 2007 (3. Platz) bekommen, wie der rote Punkt auf dem Cover verrät. Bottini wurde in Nürnberg geboren und lebt in München. Warum er seine Kriminalfälle in den Breisgau verlegt, bleibt sein Geheimnis.

Vielleicht des milden Wetters wegen. Der Roman spielt ja auch in einem heißen Sommer, in dem in Kirchzarten ein Holzschuppen samt darunter verstecktem Waffenlager abgefackelt wird. So weit, so nachvollziehbar. Die Heldin, eine 40jährige trockene Alkoholikerin, muffelt und klagt vor sich hin. Die üblichen Probleme mit dem Polizeiestablishment werden ausführlich dargelegt und so viele Namen tauchen auf, dass der arme Leseteufel sich schon in einen russischen Mafiakrimi versetzt fühlt.

Bottini hat sich auch viel vorgenommen. Er verwickelt nicht nur kroatische Waffenschieberbanden, pakistanische Terroristen und den deutschen Geheimdienst ins Geschehen, sondern, wen verwundert´s, politisch korrekt, illegal operierende amerikanische Geheimdienstleute. Da haben wir also eine hübsche Melange. Und sie gibt Bottini mehr Gelegenheit, über den Balkankrieg und die von allen verratenen Bosnier zu dozieren, als der Wahrheit und der Handlung gut tut.

Warum müssen deutsche Krimiautoren ihre Message immer so holzhammermäßig vor sich hertragen? Warum können sie sich nicht auf einen spannenden, stringenten Handlungsaufbau konzentrieren? Auch Bottinis Sprache wirkt oft hölzern, seltsam unanschaulich. Alles sehr ambitioniert, aber nicht wirklich ein Lesevergnügen.