Leseteufel Deutsch

Böttcher Jan

    Nachglühen

rowohlt, Berlin 2008

Precht

Jan Böttcher war bei der Wende 1989 gerade mal 16 Jahre und es erstaunt schon, mit welcher Chuzpe er über das Leben in Stolpau, einem kleinen Dorf an der Elbe im Grenz-Sperrgebiet während der DDR-Zeit schreibt.

Aber vielleicht muss man gerade so jung sein, um ohne eigene Verstrickungen über diese Randexistenz, überwacht von Grenzsoldaten und ihren freiwilligen Mithelfern unter den Bewohnern, schreiben zu können.

Jahre nach der Wende kommen Jo Brüggemann, inzwischen Polizist in Hamburg und Jens Lewin, leicht verkrachter Jungautor, wieder in ihr Heimatdorf zurück. Jo hilft seinem Vater, den kranken Großvater zu pflegen, Jens macht mit seiner Frau Anne und seinen Eltern den alten “Deichkrug” wieder auf, der zu DDR-Zeiten geschlossen, weil zu nah an der Elbe war.

Während Anne voller Optimismus und Energie mit der Schwiegermutter dem Restaurant zu neuem Leben verhelfen will, bleibt Jens seltsam passiv, unentschlossen, treibt sich die meiste Zeit am Deich herum, wird auch von den Dorfbewohnern gemieden, so dass das Lokal nicht recht vorankommt.

Natürlich gibt es da alte böse Geschichten, über die weder Jens noch die anderen mit Anne reden. Sie lässt sich mit Jo ein, nicht ahnend, dass er schuld ist an Jens Verhaftung, die ihm 1987 2 Jahre Gefängnis eingetragen hat. Schließlich verlässt Anne ihren fieberkranken Mann, der nur in seinen Fantasien Rache nehmen kann. In Wirklichkeit hat sich auch nach der Wende nichts an den alten Machtverhältnissen im Dorf geändert.

Böttcher schreibt beklemmend dicht in Bildern und symbolkräftiger Sprache, so dass das Geschehen auch für den Leser zu einem bedrückenden Alptraum wird.