Leseteufel Deutsch

Mercier Pascal

    Nachtzug nach Lissabon

Hanser, München 2004

Precht

Dies ist der zweite Roman Merciers und nach dem fulminanten Erstling “Perlmanns Schweigen” ist die Vorfreude groß.

Diesmal lernen wir Leser einen alternden Studienrat in Bern kennen, der Latein und Griechisch unterrichtet und offensichtlich ein wirklich brillanter Altphilologe ist, der seine Wissenschaft  als “Mundus Gregorius” für seine begeisterten Schülern ideal verkörpert. Er ist dem Leser schon deshalb sympathisch, weil er grundsätzlich keine Bücher liest, die von der Kritik gefeiert werden. Nicht nur deshalb ist er ein recht sperriger Typ.

Nach einer geheimnisvollen, nie näher erklärten Begegnung mit einer Portugiesin auf einer Brücke in Bern bricht er aus seinem wohl eingerichteten Leben aus und flüchtet nach Lissabon, um dort einem Schriftsteller nachzuforschen. Dies gibt Mercier reichlich Gelegenheit, diesen fiktiven (?) Dichter zu zitieren. Er scheint ein Genie und großer Philosoph gewesen zu sein, Eigenschaften, die unser kleines Lehrerlein wohl auch gern hätte.

So versucht er, sich seinem Vorbild anzuverwandeln, indem er mit allen spricht, die sich noch an ihn erinnern. Von zunehmenden Schwindelanfällen geplagt, kehrt er schließlich frustriert nach Bern zurück und geht in eine Klinik. Leider lässt Mercier auch den Leser mit einem Gefühl des Frustes zurück.