Leseteufel Deutsch

Nagelschmidt Thorsten

    Soledad

Fischer, Frankfurt 2024

Precht

Thorsten Nagelschmidt (Jg. 1976) scheint ein All-Rounder zu sein: Sänger, Texter, Gitarrist und Autor mehrerer Romane. Er lebt in Berlin.

In dieser neuesten Geschichte geht es dem Titel gemäß um eine abgelegene Eco-Lodge am Meer in Kolumbien, eigentlich aber ist es eine (Auto-?) Biografie des 60- jährigen deutschen selfmade man Rainer, der sich nach vielen anderen Unternehmungen in Südamerika zusammen mit seiner halb so alten Frau und kleinen Tochter auf diese Lodge zurückgezogen hat, die er mit wechselndem Erfolg betreibt. Seine Lebensgeschichte gibt Nagelschmidt mehr als genug Gelegenheit, die Geschichte seiner Elterngeneration im Nachkriegsdeutschland nachzuerzählen, was der Leseteufel auf Grund eigener diesbezüglicher Erfahrungen nicht eben goutiert.

Zu diesem Szenario stößt die junge Hamburger Fotografin Alena mit ihrer Partnerin, die dort ein paar Tage Urlaub machen wollen, sich aber völlig zerstreiten und Alena bleibt alleine zurück., Unter dem Einfluss von Psychopharmaka entgleitet ihr allmählich ihr Leben.

Ähnlich geht es Rainer, der vergeblich versucht, die Lodge zu verkaufen. Schließlich bleibt Alena alleine zurück, die Lodge verkommt, der Urwald holt sich das Land zurück, Alenas weiteres Schicksal bleibt ebenso offen wie das von Rainer und seiner Familie.

Das Ende erinnert sehr an “Der Frühling der Barbaren” von Jonas Lüscher, auch in seiner Absurdität.

In der zweiten Hälfte, die in Kolumbien spielt, ist der Roman wirklich bedrückend interessant.