Leseteufel Deutsch

Hermann Judith

    Sommerhaus, später

Fischer, Frankfurt, 1998

Precht

 Im Januar 2002 wurde Judith Hermann der Kleist-Preis verliehen, bei welcher Gelegenheit Michael Naumann die Lobrede hielt. Auffällig an dieser Rede war, wie ausführlich Naumann über die Kunst des Lesens und Freude daran schwadronierte, wie sparsam er sich im Vergleich dazu zur  Preisträgerin äußerte und wie verschwindend wenig zu ihrem preisgekrönten Werk. Da stutzt der Leser schon ein wenig.

Von Hermann liegen bis jetzt nur diese Erzählungen vor. Fängt man an zu lesen, fühlt man sich in eine seltsam fremde, sehr suggestiv erzählte Welt von jungen Leuten versetzt, die sich wie in einem Tanz berühren ohne sich näher zu kommen. Die Faszination dieser Welt- und Erzählsicht schwindet, je mehr dieser Geschichten man liest. Gerade die Titelgeschichte lässt den Leser ziemlich kalt, wie im übrigen auch die Protagonistin. Süßlicher Haschischrauch legt sich auf die Handlung und die Mitspieler, die zu Anteilnahme oder Empfindungen unfähig sind.

Das erinnert sehr an “the Beach” von Alex Garland, wenn auch die Szenerie bis auf “Hurrikan” weniger exotisch anmutet.