Englischsprachige Literatur

Lansdale Joe R.

Dunkle Gewässer

Tropen/Cotta, Stuttgart 2013

Galbraith3

Lansdale (Jg.1951) lässt seine Handlung in der Nähe von Gladewater in Texas spielen, seinem eigenen Geburtsort. Und er siedelt sie in einer mystischen Vergangenheit, nach dem Bürgerkrieg, an. Gleichzeitig erzählt er aus der Sicht seiner 16jährigen Heldin Sue Ellen, einem weiblichen Wiedergänger von Tom Sawyer.

Sie lebt mit ihrer Mutter und ihrem “Daddy” in den texanischen Bayous, am Sabine River, wo sie mit ihren Freunden Terry, einem jungen Homo, und Jinx, einer jungen Schwarzen, ein Tom Sawyer-mäßiges Eigenleben führt.

Als sie die Leiche der schönen jungen May Lynn im Wasser findet, beginnt das große Abenteuer, das als Road movie inszeniert wird. Denn May Lynns Tagebuch führt sie zu der Beute aus einem Banküberfall. Da auch andere hinter dem Geld her sind, fliehen sie, nicht ohne die eingeäscherte May Lynn mitzunehmen, die sie, weil sie so schön war, in Hollywood begraben wollen. (Gab es Hollywood damals schon als Filmstadt?)

Lansdale lässt den Leser eintauchen in die schwül-heiße Atmosphäre dieser Sumpflandschaft, als die drei Jugendlichen mit Sue Ellens Mutter auf dem Floß vor ihren Verfolgern flüchten. Nicht so überzeugend gerät ihm die Hauptfigur, die peinlich naiv denkt und fühlt wie eine 12Jährige, nicht wie ein fast erwachsenes Mädchen.

Die Gruppe trifft auf ihrer Flucht auf zerstückelte, verstümmelte, verwesende Leichen im Überfluss, mit splattermäßigem Genuss am ekligen Detail geschildert. Auch die Protagonisten tragen zur Leichenvermehrung munter bei. Dazu kommt eine mythisch groteske, “Skunk” genannte, Verfolgerfigur, die natürlich auch elend endet.

Im Vergleich zu “Swamplandia!” alles eher zu dick aufgetragen, deshalb wohl auch in die nicht so leicht nachprüfbare Vergangenheit zurückdatiert.