Leseteufel Deutsch

Hafner Philipp

    Hannswurstische Träume

Kiepenheuer, Weimar o.J (1972)

Precht

Dieses bibliophile Kleinod wurde nach den Originaldrucken von 1763/64 herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Eberhard Haufe. Schöpfer der genialen Holzschnitte ist Karl-Georg Hirsch. Schon das Cover zeigt, wie gut sie diese teils spätbarocken, teils aufklärerischen Traumgesichte illustrieren.

Hafner hatte mit seiner ersten Serie von Traumgeschichten für jedes Monat des Jahres 1763 wohl so großen Erfolg, dass er eine zweite Serie nachschob. Beide sind in diesem schmalen Buch versammelt.

Im ersten Traum des Januars 1763 wird der Hannswurst in eine Kammerjungfer verwandelt und von seiner Baroness schikaniert, wobei Hafner natürlich mit Lust all die Kleidungsstücke aufzählt, die so eine adelige Person braucht, um in der Gesellschaft erscheinen zu können.

Die Träume für 1763 wirken großteils als Traumgesichte glaubhaft und waren als Neujahrsgabe für Hafners Gönner gedacht.

Beim zweiten Teil schreibt er eher Fantasie- Anekdoten; sie weisen zum Teil auch einen aufklärerischen Impetus auf.

Am Schluss all dieser Träume fasst Hafner Inhalt und Moral nochmal in Versen zusammen.

Eine durchweg vergnügliche Lektüre. Auch die altertümliche Diktion und Orthographie trägt durchaus dazu bei.

Eberhard Haufe hat ein kongenial liebenswürdiges Nachwort verfasst, das selbst eine literaturgeschichtliche und sprachliche  Meisterleistung darstellt. Und er belegt aus dem 1972 isolierten Weimar, dass diese Hanswurstiaden wohl nur in dem von volkstümlicher Dichtung geprägten Wien des 18. Jahrhunderts möglich waren. Ein Sehnsuchtsort für den Herausgeber?

“Immer wieder marschierten die Tugenden und Laster in persona durch der Himmel und Hölle wohlgegliederte, kammerreiche Wohnungen”

(S. 148)