Leseteufel Deutsch

Fleischhauer Wolfram

    Drei Minuten mit der Wirklichkeit

Schneekluth, München 2001

Precht

Nach der alten Malerei in “Die Purpurlinie” hat Fleischhauer jetzt die Musik als Sujet für einen Krimi gehobener Art entdeckt. Im Klappentext heißt es, er sei Tango- und Piazolla-Fan, und diese Leidenschaft lebt er im Roman intensiv aus. Für einen tanzbegeisterten Leser sicher ein Vergnügen.

Fleischhauer hat inzwischen auch eifrig Schreiben geübt, und konzentriert sich hier auf die Handlung aus der Sicht der 19jährigen Ballett-Tänzerin Guiletta. Sie lernt in Berlin den wenig älteren argentinischen Tangostar Damian kennen und lieben. Als er plötzlich verschwindet, folgt sie ihm nach Buenos Aires, was Fleischhauer ausreichend Gelegenheit gibt, nicht nur die Geschichte des Tangos, sondern auch die Argentiniens unter der Militärdiktatur aufzuarbeiten.

Er tut dies mit didaktisch erhobenem Zeigefinger und im Bewusstsein seines absoluten Gutmenschentums. Dabei legt er seinen Figuren aus der Tangoszene schon arg steife Sätze in den Mund.

Sein allem zu Grunde liegendes Thema ist aber ein sehr intensiver Vaterhass, den beide Figuren, Halbgeschwister mit demselben Vater, wohl stellvertretend für Fleischhauer zelebrieren müssen. Alles sehr konstruiert und mit einem hyperkitschigen Schluss.