Leseteufel Deutsch

Drvenkar Zoran

    Sorry

ullstein, Berlin 2009

Precht

Zoran Drvenkar, Jg. 1967 und gebürtiger Kroate, lebt in Berlin und hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich, ehe er sich mit Jugendbüchern, Theaterprojekten und seit neuestem mit Thrillern einen Namen gemacht hat. Und wie ein Interview mit “Rossipossi” zeigt, quillt eine recht ich-bezogene Suada aus ihm heraus, wenn er nur zum Bekennen die Gelegenheit bekommt. So sagt er, “..ich schreibe sehr aus dem Bauch heraus...” oder an anderer Stelle “Ich glaube an Geister, Engel sind mir zu religiös”. Da passt er ja gut zum Zeitgeist, was er eifrig anstrebt.

Wie offensichtlich auch in seinen Jugendbüchern geht es in diesem Thriller um Freundschaft, die über alle Widerstände und sogar den Tod hinaus treu bleibt. Lars wird als Kind jahrelang von einem Pärchen missbraucht, sein Freund Jonas muss es hilflos mit ansehen, bis sich ihre Wege trennen. Als Erwachsener ist Lars nun selber ein Kinderschänder, eine Message, die Drvenkar mit der ganzen Wucht der literarischen Keule vermitteln will, was nichts daran ändert, dass er große Freude an den ekligen Details hat.

Jonas ist der große Rächer, der die Schuld für seine Racheorgien einer Organisation überlassen will, deren Geschäftsidee es ist, sich wie im mittelalterlichen Ablasshandel für die Sünden der anderen zu entschuldigen. Betrieben wird dies höchst realistische start-up-Unternehmen von vier jungen Leuten, die wiederum in engster Freundschaft, bzw Verwandtschaft miteinander verbunden sind und nun ihrerseits von einem großen Unbekannten verfolgt werden.

Es hebt ein Splatter-mäßiges Morden, Foltern, Fließen von allerlei Körperflüssigkeiten an, bis am Ende fast alle tot sind.

Drvenkars überbordender Stil geht sehr auf die Nerven: “Die Sonnenstrahlen taumeln durch die Fenster, als wären sie noch betrunken von der Nacht” (S. 319). Dazu hält er es - zu spießig?- nicht für nötig, die vorherrschende wörtliche Rede zu kennzeichnen. Dafür plagt er sich mit Vor- und Rückblenden, ständigem Perspektivenwechsel, was aber die Erzählqualität nicht wirklich verbessert, denn alle Personen reden im gleichen Drvenkar-O-Ton.