Leseteufel Deutsch

von Keyserling Eduard

    Wellen

SüddeutscheZeitung Bibliothek,München 2004

Precht

Die SZ hat sich mit der Wiederauflage dieser im Original 1911 erschienen Novelle wirklich Lorbeeren verdient. “Wellen” ist ein expressionistisches Meisterwerk, sehr dicht und bilderreich geschrieben, ohne jede Deutungsversuche für die in Wellen vorangetriebene Handlung. Kein Wort ist zufällig oder zu viel.

Die Hauptrolle spielt die Ostsee, an deren Strand an der Kurischen Nehrung sich der Landadel zur Sommerfrische trifft. Die respektable Gesellschaft wird zunehmend ver- und zerstört durch die Anwesenheit einer jungen Adeligen, die ihren standesgemäßen Mann verlassen und einen Maler geehelicht hat. Dieser eher spießige Tollpatsch muss zusehen, wie auch alle anderen Männer ihrem lasziven Charme verfallen, und kommt schließlich im Meer um.

Die Heldin tut sich notgedrungen mit dem leicht missgestalteten älteren Knospelius zusammen, der wie die Spinne im Netz auf genau dies gelauert hat. Dieser Herr hat ganz offensichtlich autobiographische Züge. Die Geschichte ist formvollendet und erinnert an andere, spätere Juwele wie “Der Lebenslauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß” von Georg Britting.