Leseteufel Deutsch

von Drach Markus C. Schulte

    Der fremde Wille

Kiepenheuer&Witsch, Köln 2009

Precht

Endlich einmal ein deutscher Thriller-Autor, der sich die Mühe gemacht hat, die ermittlungstechnischen Abläufe bei der deutschen Polizei gründlich zu recherchieren. Als promoviertem Biologen ist ihm auch die Diskussion um den Freien Willen geläufig und er kennt sich mit exotischen Seuchen aus.

Das alles setzt v. Drach (Jg 65) ein, um seinem Thriller das nötige Gerüst zu verschaffen. Da er aber hauptberuflich Wissenschaftsjournalist ist, geht dieses Interesse allzu sehr mit ihm durch und so muss der geduldige Leser seitenweise papiertrockene Abhandlungen um die Erkenntnisse über Serienmörder, Ermittlungstheorien und dergleichen über sich ergehen lassen, den oberlehrerhaften Zeigefinger immer vor der Nase.

Andererseits vertraut v. Drach seiner eigentlichen Thrillerhandlung viel zu wenig und trägt deshalb so dick auf, dass dem geübten Leser recht eigentlich die Lust an der Handlung vergeht.

Im Mittelpunkt steht ein Serienmörder, der im englischen Garten von München sein Unwesen treibt und junge Frauen zu Tode beißt und missbraucht. Die ermittelnde Hauptfigur, Kriminalhauptkommissar Bauer, wird von eigenen Alpträumen gequält, da seine depressive Frau die gemeinsamen Zwillinge ermordet hat. Zur Seite steht ihm eine britische Psychologin und Profilerin, deren eine Gesichtshälfte in einem Brand zerstört wurde, den Bauers Vater gelegt hat. Ist das alles schon verzwickt genug, so kommen noch Schauplätze auf Hawaii, in Schottland und den USA dazu.

Und von Anfang an ist klar, worauf die ganze Sache hinausläuft. Wozu der übergroße Aufwand?