Leseteufel Deutsch

Augstein Jakob

    Die Tage des Gärtners

Hanser, München 2012

Precht

Jakob Augstein, Jg. 1967, ist der typische Großstadtmensch, der voller Überraschung feststellt, dass so ein “kleiner” Garten (1200qm) in Berlin-Zehlendorf keineswegs die Idylle ist, die er sich vorgestellt hat, sondern mit Natur fast nichts, dafür umso mehr mit gärtnerischer Aktion zu tun hat.

Und weil er der erste auf unserer Welt ist, der diese Erfahrung macht, muss er sie gleich in ein Buch fassen. Zum Glück steht ihm ein Illustrator zur Seite, der die Ironie des ganzen Unterfangens auf originelle Weise deutlich macht.

Augstein liebt den additiven Stil, er liebt auch die intellektuelle Überhöhung seines Grabens in der Erde, und so zitiert er eifrig, was andere bedeutende Geister vor ihm über das Gärtnern gesagt haben. O-Ton Augstein klingt dagegen arg biedermeierlich: “Wenn es Herbst ist und der Gärtner aufsteht, sieht er das milde Licht wie einen goldenen Schleier durchs schimmernde Laub der Bäume wehen. Der Herbst bringt Gedanken. Was war, was wird, was sein sollte, was gewesen wäre, was niemals wird.” (S. 42).

Seine Vorliebe für bestimmte Pflanzen wie Funkien, Storchschnabel oder Hortensien setzt Augstein flugs absolut, ebenso wie die Pflanzen, die er nicht mag, oder vielleicht eher, die ihn  nicht mögen. Das ist natürlich das Recht eines jeden Gärtners, schränkt aber den Blick ein wenig ein, wenn man andere daran teilhaben lässt.

Das Unterfangen erinnert eher an einen Blog oder eine Kolumne für eine Gartenzeitschrift. Vielleicht könnte “der Spiegel” ihm da behilflich sein? Bleibt ja in der Familie.