Leseteufel Deutsch

Brussig Thomas

    Am kürzeren Ende der Sonnenallee

Fischer, Frankfurt, 2002

Precht

Thomas Brussigs Markenzeichen ist ja die Ostalgie, und das macht er sehr gekonnt. Diesem kleinen Roman merkt man auch an, dass Brussig vom Theater herkommt. Sein Held Micha Kuppisch verbringt seine Jugend an der Mauer, eben am kürzeren Ende der Sonnenallee, die weit nach Westberlin hineinreicht.

Prägend für ihn sind seine Clique und die westdeutschen Schulklassen, die ihn vom Aussichtsturm aus verspotten, wann immer er aus dem Haus tritt. Brussig erzählt locker und anekdotisch all die kleinen Begebenheiten aus dem Kiez, so, als säße er in der Kneipe und schwadronierte herum. Mit korrekter Syntax oder Zeitenfolge gibt er sich nicht ab, wäre auch spießig?

Gegen Ende überzeichnet er seine Figuren zu sehr, nimmt ihnen die Glaubwürdigkeit. Sollte das in kabarettistischer Absicht geschehen sein, bleibt sie verborgen. “Der weiche Schleier der Nostalgie” (S.157) legt sich über alles, wie er selbst am Schluss des Buches kritisiert.