Leseteufel Deutsch

Suter Martin

    Lila, Lila

Diogenes, Zürich 2004

Precht

Der Klappentext dieses schmalen Werks verrät mir, dass sich Suter mit seinen Romanen “ein treues Lesepublikum erobert hat”. Das will ich gerne glauben.

Seine Geschichte ist brav konstruiert und erzählt, angenehm schwingt das Schweizer Idiom mit. David, ein erfolgloser Literaturstudent und Kellner in einer Szenebar, lernt dort Marie kennen und verliebt sich. Sie jedoch nimmt kaum Notiz von ihm. Als er sich vom Trödel ein Nachttischchen besorgt, entdeckt er - siehe Umschlagillustration - das Manuskript eines herzzerreißenden Liebesromans. Um sich bei Marie interessant zu machen, gibt er ihr gegenüber dieses Kleinod als das seine aus und sie verliebt sich in den linkischen Autor des Werks.

Ohne Davids Wissen bietet sie das Manuskript einem Verleger an, der es prompt herausgibt. Und damit beginnen Davids Seelenqualen, die Suter recht hübsch beschreibt. Er muss sich auf Lesereisen begeben, ein angeblicher wirklicher Verfasser meldet sich bei ihm und beginnt ein sublimes Erpressungswerk; zum Ausgleich zieht Marie zu David. Das Ende sei hier offen gelassen.
Immer wieder fasziniert mich, wie Autoren selbstgefällig als Werk im Werk das absolute literarische Kunstwerk geschaffen zu haben behaupten. Suter zitiert sogar sehr eifrig daraus. Ist das nicht etwas aufdringliches Wunschdenken? Und erinnert zudem an Sandra Browns “Envy”, wobei zugegebener Maßen Brown nichts anderes als eine Verfasserin von Trivialliteratur sein will, Suter jedoch erhebt literarischen Anspruch. Sei er ihm gegönnt! Vielleicht sollte er sich aber doch beim großen Kollegen Mercier Anregungen holen, wie man einen wirklich guten Roman zum Thema schreibt.