Leseteufel Deutsch

Ritzel Ulrich

    Uferwald

btb Random House, München (2006?)

Precht

Ulrich Ritzel arbeitet in diesem 2006 erschienenen fünften Kriminalroman - leider - wieder die gleichen Sujets ab wie in seinen vorherigen, insbesondere “Schwemmholz”, so dass die Begeisterung sich beim Lesen in Grenzen hält.

Diesmal ist der Auslöser für das kriminalistische Tätigwerden von Kommissar Kuttler und seiner Kollegin Tamar Wegenast die Leiche einer alten Frau, die tagelang in ihrer Wohnung gelegen ist, ehe ein türkischer Nachbar die Polizei alarmiert. Da Ex-Kommissar Berndorf sich nach Berlin in die große weite Welt verzogen hat, bleibt Kuttler nichts anderes übrig, als in Ulm und um Ulm selbst die Ermittlungs- und Grübelarbeit zu beginnen. Er findet in der Wohnung ein Tagebuch des bei einem Fahrradunfall vor sieben Jahren getöteten Sohnes Tilman  der verstorbenen Frau Gossler.

Und schon ist Ritzel in seinem Element. Er kann eine Jugendclique einführen und mittels Tagebuch agieren lassen und die Akteure gleichzeitig jetzt, also sieben Jahre später, zeigen. Darunter eine überforderte Studienrätin, einen korrupten Banker, einen Lokalpolitiker. Und einen kriminellen Rechtsanwalt, der von Kuttler bald verdächtigt wird, Tilman damals, in der Silvesternacht überfahren zu haben. Auch dieser Krimi Ritzels geht sehr bedächtig los, wird durch die ständigen Perspektivenwechsel nicht echt aufregend. Erst im Mittelteil, wenn sich der bemühte Leser den Figuren ein wenig angenähert hat, kommt Interesse auf. Für einen Krimi absolut untypisch erlischt dieses jedoch gegen Ende völlig. Der Schluss wirkt nach allem vorher aufgebauten Popanz geradezu antiklimaktisch. Und der frustrierte Leser fragt sich, wozu er all die Lesearbeit geleistet hat. Und was soll das Boot auf dem Umschlag?