Leseteufel Deutsch

Mora Terezia

    Der einzige Mann auf dem Kontinent

Luchterhand/Random House, München 2009

Precht

Dieser zweite Roman der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin Mora wurde vom deutschen Literaturfond gefördert und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Die Ungarin Mora (Jg. 1971) lebt seit 1990 in Berlin und ist mit einem IT-Fachmann verheiratet.

Das Gleiche gilt für Flora, die Ehefrau von Darius Kopp. Dieser 45 Jahre alte schwergewichtige “einzige Mann auf dem Kontinent” seiner amerikanischen Mutterfirma ist Spezialist für die Sicherheit von Kommunikationssystemen. Seine eigene Sicherheit ist ihm allerdings abhanden gekommen, seit er nicht recht weiß, ob seine Firma überhaupt noch existiert. Seine Kundenbeziehungen zerfasern, seine Kontakte werden immer vager, schließlich findet er eine Box mit 40 000 € in seinem Büro, aber niemand, der dafür verantwortlich ist.

Wir erleben ihn  eine Woche lang, in der im Grunde außer einem unklaren Gefühl der Bedrohung nichts Rechtes passiert, außer dass er mit Freunden sauft und frisst, den Zugang zu seiner übersensiblen Frau nicht recht findet. Leider muss der Leseteufel ihn nach der Hälfte dieser Woche verlassen, weil er die Lust an dieser Bekanntschaft verliert, obwohl die Schöpferin dieser Figur alles sprachlich Mögliche tut, ihn schillern zu lassen. Sie wechselt blitzartig die Perspektive von der Außen- zur Innenansicht dieses Darius, gelegentlich lässt sie den Leser über ein “wir” direkt teilnehmen. Außerdem vermengen sich Gegenwart, Vergangenheit und unsichere Zukunft unaufhörlich miteinander, auch das sicher perspektivisch originell.

Aber den Vergleich mit dem großartigen “Das Jahr der Wunder” von Rainer Merkel hält Moras Roman nicht aus. Auch William Boyd mit seinem “Armadillo” ist thematisch ähnlich, aber um Welten besser. Da helfen alle sprachlichen Purzelbäume nicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass Kopp so ein Unsympath ist.