Leseteufel Deutsch

Blettenberg D. B.

    Berlin Fidschitown

Pendragon, Bielefeld 2003

Precht

Dieser Roman wurde mit dem deutschen Krimipreis 2003 ausgezeichnet und so aggressiv in jeder Literaturbeilage verschiedenster Zeitungen beworben und überschwänglich besprochen, dass der Leseteufel nicht anders konnte, als das Buch auf der Stelle zu erwerben. Und da sitzt das Teufelchen nun und quält sich von Seite zu Seite. Das Buch ist zu teuer bezahlt, um es ungelesen wegzulegen.

 Blettenberg lebt wohl meist in Übersee, wie der Klappentext verrät und ist schon mehrfach ausgezeichnet worden. Und das muss man ihm lassen: Er kennt sein Vietnam, Thailand, China sehr genau, erbaut uns über Seiten hinweg mit Detailkenntnissen über die unterschiedlichen Sitten unterschiedlicher asiatischer Volksgruppen. Genauso viel weiß er über das unterirdische Kanal- und Stollensystem in Berlin. Brav recherchiert! Auch sonst erweist sich Blettenberg als sehr ambitioniert. Er beginnt seinen Thriller an mindestens 10 Handlungspunkten und führt sie schließlich im Berliner Untergrund zusammen.

Dabei schreckt er vor grausamen Mordszenarien nicht zurück, auch davor nicht, seinen deutsch-thailändischen Helden Farang über diese bornierten, bösen Deutschen räsonieren zu lassen, obwohl die Morde fast alle von Asiaten begangen werden. Auch Farang beteiligt sich, ist aber trotzdem ein rechter Gutmensch. Er verteilt Geldbündel an einen todkranken vietnamesischen Bettler in Berlin; und er begibt sich ja überhaupt nur aus seinem geliebten Paradies in Bangkok in diesen Sumpf, um Geld locker zu machen für ein Aids-Hospital daheim. How p.c.!. Am schlimmsten ist, dass seine Helden alle so hölzern daherreden und über Geschichte dozieren, als stünden sie in einem Hörsaal.

Warum kann Blettenberg sich kein Vorbild nehmen an Thea Dorn, die ja auch ihre Krimis in Berlin spielen lässt und nicht eben unbelesen ist.