Leseteufel Deutsch

Kehlmann Daniel

    Die Vermessung der Welt

Rowohlt, Hamburg 2005

Precht

Daniel Kehlmann schrieb diesen Roman mit 30 Jahren. Wie das Etikett der Bücherei zeigt, ist das Buch ein Bestseller, und das seit 51 Wochen, also fast schon ein Jahr. Dieser Tatbestand ist nicht nur ein grandioser Erfolg für Kehlmann, sondern gibt dem Leseteufel auch seinen Glauben an die deutsche Leserschaft wieder. Denn hier handelt es sich nicht um einen Reißer, eher um das genaue Gegenteil.

Kehlmann berichtet nüchtern-trocken von den beiden großen Geistern des ausgehenden 18. Jahrhunderts:  Alexander v. Humboldt und Carl Friedrich Gauß. Wir lernen sie als alte Männer bei einem Treffen am Königshof in Berlin kennen, dann erfahren wir in wechselnden Rückblenden ihre Lebens- und vor allem Forschungsgeschichte.

Kehlmann erweckt den Eindruck eines gewissenhaften Historikers, so dass der Leser geneigt ist, ihm auch die unwahrscheinlichsten Details zu glauben, die er über die beiden Genies auftischt. Dabei wirkt keiner von den beiden sympathisch, beide benehmen sich wie rücksichtslose unsensible Sonderlinge, die nur ihre Forschungsgegenstände im Sinn haben. Da hätte sich der Leseteufel ein wenig mehr Anteilnahme gewünscht, wie sie Bryson für seine Hauptfiguren in “Eine kurze Geschichte von fast allem” zeigt.

Allerdings sieht Kehlmann auch seine eigene Leistung mit distanziert-ironischem Blick, wenn er Gauß sagen lässt, dass sich “.... jeder Dummkopf in zweihundert Jahren über ihn lustig machen und absurden Unsinn über seine Person erfinden könne.” (S. 9).