Leseteufel Deutsch

Jenny Zöe

    Das Blütenstaubzimmer

btb Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 1999

Precht

Dieses schmale Bändchen, eher eine Erzählung als ein Roman, hat Jenny 1997 mit 23 Jahren veröffentlicht und es wurde zu Recht mit dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.

Jenny ist gebürtige Schweizerin, lebte einige Zeit in Griechenland und im wesentlichen dort “in einem südlichen Land” spielt auch diese Geschichte des jungen Mädchens Jo, das zuerst in Deutschland bei ihrem Vater, dann nach dem Abitur bei ihrer Mutter in ebendem südlichen Land lebt. Beide Eltern sind mehr mit sich und ihrem Leben als mit der Tochter beschäftigt. Insbesondere die Mutter zelebriert ihre Gefühle und Zustände innigst. Nach dem Tod ihres Freundes schließt sie sich eine Weile in ihr mit Blütenstaub angehäuftes Zimmer ein und Jo muss sie aus ihrer Erstarrung erst wieder befreien, worauf die Mutter sich umgehend dem nächsten Mann an den Hals wirft und die Tochter allein lässt.

Jo kann das Alleinsein nur schwer ertragen, traut sich abends kaum im Haus zu bewegen, wird von Angstzuständen und -träumen gequält.  Eine eher fade Affaire bringt auch keine Befreiung. Schließlich verlässt sie das Haus der Mutter und wir Leser ahnen, dass sie es mit der Welt aufnehmen möchte.

Kein ungewöhnliches Sujet, aber erzählt in einer traumwandlerisch sicheren, punktgenauen Sprache, die Alltagssituationen  neu und ungewohnt wirken lässt. Nicht zufällig hat Jenny im Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gewonnen, hier sind zwei verwandte Geister. Auch Malin Schwerdtfeger schreibt ähnlich intensiv. Aber keinen Moment wirkt Jennys Sprache nachgemacht, abgetragen. Ein kleines Juwel!