Leseteufel Deutsch

Hohler Franz

    Gleis 4

Luchterhand, München 2013

Precht

Franz Hohler (Jg. 1943), der große Schweizer Kabarettist, mit seinen Geschichten “Ein Granitblock im Kino” und anderem in guter Erinnerung, ist inzwischen alt und weise geworden und gar nicht mehr komisch.

Und so hat er mit “Gleis 4” einen ernsten kleinen Roman geschrieben, eher eigentlich eine Novelle, sehr streng im Aufbau, in der es um eine Zufallsbegegnung auf dem Bahnhof in Zürich geht. Isabell, eine Altenpflegerin, will nach einer Operation nach Stromboli fliegen, um sich dort zu erholen. Mühsam will sie ihren Koffer über die Stufen des Bahnhofs heben, als ein älterer Herr ihr hilft und kurz darauf tot zusammenbricht.

Der Vorfall lässt ihr keine Ruhe und sie forscht nach. Sie lernt die Frau des Verstorbenen kennen, die zur Beerdigung aus Kanada angereist ist, und ganz allmählich rollt sich die Lebensgeschichte des Mannes auf, der in der Schweiz als Waisenkind aufwuchs.

Eine unprätentiöse Geschichte, die gerade deshalb gefangen nimmt, bis am Schluss die Witwe Aufzeichnungen ihres Mannes findet mit dem Titel “Wo ich herkomme”. Da hätte der Leseteufel sich den übrigen Roman ja sparen können.