Englischsprachige Literatur

Oyler Lauren

Fake Accounts

Berlin/Piper, Berlin 2021

Galbraith3

Nach Klappentext hat die junge Literaturkritikerin Oyler eine Blitzkarriere gemacht und legt mit diesen tagebuchartigen Aufzeichnungen ihren ersten “Roman”, was immer sie unter dieser Gattungsbezeichnung versteht, vor, denn eigentlich ist es vermutlich eine Sammlung all ihrer posts und blogs, in denen sie sich ihrer Freundesschar mitteilt. Wie beim “Alten vom wandernden Berge” aus Michael Endes “Unendlicher Geschichte” schreibt sie auf, was geschieht und was sie aufschreibt, geschieht.

Selbst in der oftmals überbemühten und gendergerechten Übersetzung klingt ihr ironischer, oft zynischer Sprachduktus durch, der das Buch erst lesenswert macht.

Die äußere Handlung ist dürftig. Das erzählerische Ich lernt in Berlin ihren enigmatischen Felix kennen, sie trennen sich und kehren in die USA zurück, wo er bei einem Fahrradunfall tödlich verunglückt. Obwohl die Protagonistin mit diesem Felix Schluss gemacht hatte, geht sie wieder nach Berlin, lebt in der Ex-Pat- Szene ohne jegliche Berührung mit den dumpfen Autochthonen und leistet etwas diffuse Trauerarbeit,bis sie sich auf einer mating-app anmeldet und immer neuen Partnern immer neue Lebensgeschichten vorspielen kann. Der Höhepunkt wird lautstark als Klimax angekündigt, ist aber eher tröge.

“...dass ich im Büro als etwas rückschrittliche Zynikerin galt, eine toxische Präsenz, aber letztlich unkündbar, weil ich, von anderen Qualitäten abgesehen, eine von nur zwei bei der Website Beschäftigten sei, die wisse, wie man Semikolons verwendet.” (S. 130)

Berlin kommt im übrigen sehr schlecht weg, Oyler interessiert sich nicht im geringsten für die Stadt, ihre Geschichte oder ihre Bewohner.