dtv Reihe Hanser, München 2005

Isabel Allende widmet ihr erstes Jugendbuch drei Kindern, die sie “um diese Geschichte gebeten haben”. Und der Leser kann gut nachempfinden, dass sie so, vielleicht sogar anfangs als mündliche Erzählung, entstanden ist, ähnlich wie Tolkiens “Kleiner Hobbit”. Sicher wollte Allende, inzwischen selbst in die Jahre gekommen, auch eine Großmutterfigur erschaffen, die die gängigen Klischees konterkariert, eine lohnens- und lobenswerte Aufgabe.

Kate Gold heißt diese Oma, eine tollkühne Reisejournalistin. Ihr Enkel, der 15jährige Alex, steht eines Tages sozusagen elternlos vor ihrer Tür, da sein Vater mit seiner todkranken Mutter wegen einer Therapie weit weg verreisen muss. Die Oma empfängt ihren Enkel recht missmutig, kurz angebunden, weil sie sich gerade für eine Expedition in ein Indiandergebiet in Südamerkia ausrüstet. eine nicht sehr wahrscheinliche Ausgangssituation, aber in Jugendbüchern ist ja fast alles erlaubt.

Der verzärtelte Alex lernt, mit sich und einer recht feindlichen Umwelt zurechtzukommen, während die Expedition immer weiter in den Amazonas-Dschungel eindringt, auf der Suche nach den Nebelmenschen und einer sagenumwobenen gefährlichen Bestie. Guter Stoff für ein spannendes Buch und Allende baut ihre Geschichte geschickt auf, manchmal geht dem Leseteufel der pädagogisch umweltbewegte Zeigefinger etwas auf die Nerven, aber Allende findet zunehmend an ihrem Plot Gefallen, schmückt ihn aus und erzählt spannend.

Natürlich geht es um habgierige Bösewichte, die die Indios vernichten wollen, um an ihre sagenhaften Bodenschätze zu kommen. Natürlich kommen  Alex und Nadja, die gleichaltrige Tochter des Expeditionsleiters, dem Komplott auf die Spur. Sie werden zwar von den Nebelmenschen entführt, aber anscheinend nur, damit sie die Bestien, eine Art überdimensionaler Faultiere, kennen lernen können und sie und die Nebelmenschen vor der bösen Zivilisation beschützen können.

Inzwischen hat Allende zwei weitere Abenteuer von Alex und Nadja geschrieben, die beiden Figuren haben großes Entwicklungspotential.