Weite_Welt

Huelle Pawel

Castorp

C.H. Beck, München 2005

Ernestam2

Pawel Huelle, 1957 in Danzig geboren, studierte Literaturwissenschaft und arbeitet als Journalist in Polen.

In diesem Roman nimmt er eine Stelle aus Manns “Zauberberg” zum Anlass, um den jungen Castorp 1904 ein paar Semester in Danzig Schiffbau studieren zu lassen. Huelle baut zahlreiche Anspielungen an Manns Roman, sowie an Fontane, Schubert und Schopenhauer ein. Er will wohl zeigen, dass er sich in der deutschen Kultur gut auskennt.

Leider bleibt sein Castorp etwas papieren, der Leser hört förmlich die Seiten rascheln. Der Student verliebt sich in eine junge geheimnisvolle Polin, folgt ihr und ihrem russischen, ebenfalls sehr geheimnisvollen Liebhaber, heute würde man Castorp als  Spanner bezeichnen. Ich weiß nicht, ob das im Sinne von Thomas Mann ist, das Original hat mich jedenfalls wesentlich mehr beeindruckt. Der sehr einsame Castorp radelt in der Umgebung Danzigs herum, erschließt sich die Landschaft und dabei können wir als Leser mit ihm mitfühlen.

Huelle schreibt zwar recht ambitioniert, sollte aber vielleicht “Cafe Saratoga” seiner inzwischen in Deutschland lebenden Landsfrau Malin Schwerdtfeger studieren, wenn er schon Vorlagen für seine eigenen schriftstellernden Werke braucht.