Weite_Welt

Gregorio Michael

Königsberger Dämonen

Piper, München 2007

Ernestam2

Der Titel der englischen Originalausgabe lautet “Critique of Criminal Reason” und macht den philosophischen Anspruch des Autorenduos, eines englisch-italienischen Ehepaares, deutlich. Allzu gründlich haben sie jedoch ihren Kant nicht studiert, sondern benutzen ihn als eine Art Pappkameraden, wie man sie heute in manchen Schlössern findet, um die ehemaligen Fürsten lebendig werden zu lassen.

Und es macht ihnen auch Spaß, diesen gebrechlichen Kant in seinem Todesjahr 1804 alles andere als vernunftbezogen agieren zu lassen. Seinen kategorischen Imperativ hat er längst vergessen, arbeitet an einem Werk, das ihn zunichte machen soll. Aber da das alles nur Staffage ist für “sex and crime”, stößt die Handlung dem Leseteufel als schwer verdaulich auf.

Es geht um eine Serie von Morden im winterlichen Königsberg, zu deren Aufklärung Prokurator Hanno Stiffeniis aus der Provinz geholt wird. Er tappst im Königsberger Nebel herum und braucht arg lang, bis er den Morden auf den Grund gehen kann.