Weite_Welt

de Luca Erri

Der Tag vor dem Glück

Graf/Ullstein, Berlin 2010

Ernestam2

De Luca schrieb diesen schmalen Band Jugenderinnerungen mit 60 Jahren, also wohl mit vom Alter verklärtem Blick auf sich selbst mit 7, dann mit 17 Jahren und auf seine Heimatstadt Neapel, die sicher auch jegliche überschwängliche Zuwendung gebrauchen kann.

Um aber auch noch die tapferen Aktionen der Neapolitaner gegen die Nazideutschen (wo bleiben die Anhänger Mussolinis?) mit hineinnehmen zu können in seinen beschwingten Erzählstrom, führt er den Hausmeister Don Gaetano als väterlichen Freund seines Protagonisten ein, der diesem allein aufwachsenden Waisenknaben den Vater so vollständig ersetzt, dass der Junge später gar nichts von seinem wirklichen Vater wissen will. Don Gaetano hilft dem jungen Erri auch, die Frauen kennen zu lernen und seine erste, geradezu lebensbedrohende Liebe finden.

Als er den Liebhaber dieser Anna ersticht, besorgt ihm Gaetano die Papiere, damit er, wie früher Gaetano selbst, nach Argentinien fliehen kann.

All dies wird erzählt in bilderreichem Stil und mit naiv staunenden Kinderaugen, ein wenig mühsam für einen Sechzigjährigen und den erschöpften Leseteufel, zumal die Übersetzung oft seltsam ist:”...beleuchtet von der Feuersbrunst des flackernden Kerzenflämmchens.” (S. 80).

Eine arg possierliche coming-of-age-Geschichte.