Weite_Welt

de Giovanni Maurizio

Der Winter des Commissario Ricciardi

suhrkamp, Frankfurt 2009

Ernestam2

Dies ist der erste Krimi des Autors, der 1958 geboren wurde. Inzwischen ist wohl eine Reihe daraus geworden. Carla Jürgens ist für ihre genaue Übersetzung zu danken, die sie ohne die sonst üblichen eingestreuten Italiana vorlegt.

Commissario Ricciardi, reicher Adeliger, arbeitet für die Polizei im Neapel der 30iger Jahre, obwohl er einen Broterwerb gar nicht nötig hat. Aber ihn plagt die unheimliche Gabe, überall die Gestalten gerade Ermordeter zu sehen und ihre letzten Worte zu hören.

Und so tut er alles, um ihnen Gerechtigkeit zu verschaffen. Er ist ein verschlossener, zutiefst trauriger Mensch. Sein Privatleben besteht aus dem abendlichen Blick ins gegenüber liegende Fenster, wo er eine junge Frau beobachtet und sich verliebt, ähnlich dem Amtsrat Zichal aus Doderers gleichnamigem Roman. Hier also Entwicklungsmöglichkeiten für neue Folgen.

Sein Mitarbeiter Maione ist ihm treu verbunden, weil Ricciardi den Tod seines Sohnes aufgeklärt hat. Jetzt ermitteln sie im Mord an dem berühmten Lieblingstenor des Duce, der in seiner Garderobe tot aufgefunden wird. Es stellt sich heraus, dass er ein rechtes Ekel war. Aber Ricciardi lässt sich weder von den Schönen, noch den Mächtigen ablenken und löst am Ende den komplizierten Fall.

Der Leseteufel muss jetzt die weiteren Folgen mit Ricciardi lesen, denn de Giovanni schreibt bedacht und eindringlich, mit großer Empathie, ähnlich wie sein Commissario ermittelt.