Weite_Welt

Nesser Hakan

Das zweite Leben des Herrn Roos

btb/Random House, München 2009

Ernestam2

Hakan Nesser ist ein erfolgsverwöhnter Schriftsteller, der sich inzwischen wohl jede erzählerische Marotte erfüllen kann. So kommt dem Leseteufel als Nesser-Neuling jedenfalls dieser Roman vor. Nesser nimmt sich für jede Figur viel Zeit, erforscht den Seelenzustand seiner Hauptfiguren bis in die verborgensten Gehirnfalten, erzählt aber wohl hauptsächlich von sich selber und seinen Gemütszuständen.

Als geeigneten Protagonisten dafür hat er sich den knapp 60jährigen Herrn Roos ausgesucht, der nach einem Lottogewinn heimlich seinen Job aufgibt, sich ein Häuschen im Wald kauft und statt in die Arbeit zu gehen, wie er  Frau und angeheirateten Töchtern gegenüber vorspielt, tagsüber in dieser Hütte lebt. Anna, ein 17jähriger Ex-Junkie, flüchtet sich aus dem Entziehungsheim und gerät zufällig in seine Hütte, was Roos und ihr ganz recht ist. Als ihr Ex-Freund auftaucht und sie niederschlägt, wird er - von wem bleibt bis zum Ende unklar - erstochen und die beiden flüchten.

Da kommt das schwedische Ermittlerpaar Gunnar Barbarotti und Eva Backmann, wohl aus vorherigen Romanen als bekannt vorauszusetzen, ins Spiel und ermittelt eher lustlos, weil mit ihrem Privatleben mehr als beschäftigt.

Roos und Anna flüchten wie in einem Roadmovie durch Deutschland, dann die Niederlande, bis die schwer verletzte Anna im Krankenhaus landet, und Roos sich auf einen Felsen zurückzieht, um Selbstmord zu begehen, nicht ohne vorher noch ein letztes Mal seine Aufzeichnungen zu lesen, in denen er festgehalten hat, was er an Weisheiten über das Leben an sich abgesondert hat. Auch hier schiebt sich unangenehm Nessers Welt- und Lebenssicht in den Vordergrund, unterstützt von Zitaten des Rumänen Cartarescu, die wohl als literarischer Überbau dienen sollen. Alles fad.