Weite_Welt

Morselli Guido

Dissipatio humani generis

Suhrkamp Frankfurt, 1990

Ernestam2

Dieser kleine Roman ist 1977, dem Todesjahr des Autors, im Original erschienen. Der Ich-Erzähler berichtet, wie er nach einem missglückten Selbstmord in einer Gebirgshöhle in der Nacht zum 3. Juni entdeckt, dass die gesamte Menschheit mit einer Ausnahme, nämlich ihm selbst, spurlos verschwunden ist.

Er macht sich von seinem Refugium in einer Gebirgshütte auf, um in Chrysopolis (Zürich) nachzusehen, ob nicht doch noch jemand übrig geblieben ist. Er kampiert in Hotels und auf dem Flughafen, ernährt sich von den Überbleibseln der Zivilisation, nur Tiere leisten ihm Gesellschaft.

Diese äußere Handlung ist für Morselli aber nur Anlass, weitschweifige und ermüdende philosophische Gedankengänge anzustellen in etwas eitler intellektueller Selbstgefälligkeit. Ob Morselli “Die Wand” von Marlen Haushofer kannte, die 1967 erschienen ist, weiß ich nicht. Im Vergleich zum sehr dichten, beklemmenden Original fällt dieses Traktat doch ab. Die Tierszenen in dem Film “Twelve Monkeys” wiederum sind vielleicht bei Morselli abgeschaut.