Weite_Welt

Markaris Petros

Faule Kredite

Diogenes, Zürich 2011

Ernestam2

Petros Markaris, prominenter griechischer Autor, legt mit “Faule Kredite” anscheinend schon den sechsten Band seiner Krimireihe mit dem Ermittler Kostas Charitos vor. Im Gegensatz zu vielen seiner fiktiven Kollegen führt Charitos ein harmonisches Familienleben, hat seine Tochter gerade mit einem Arzt verheiratet. Einzig sein Kollege Stathakos, Terrorismusexperte, macht ihm zu schaffen.

Als ein Banker geköpft wird, was nur einem geübten Schwertkämpfer gelingen kann, vermutet der Polizeiapparat mit Stathakos sofort einen terroristischen Hintergrund. Nur Charitos ist skeptisch, ermittelt hartnäckig in andere Richtungen und lässt sich davon auch nicht abbringen, als drei weitere bekannte Finanzgrößen ebenfalls kopflos aufgefunden werden. “Sein kleiner Finger” leitet Charitos bei seinen Nachforschungen. Die Auflösung der brutalen Morde führt allerdings nicht zur Bestrafung der Schuldigen, denn Markaris hat sehr viel Verständnis für die Motive der Täter.

Überhaupt plätschert die Handlung trotz der grausamen Morde eher gemächlich dahin. Markaris liegt die Schilderung der griechischen Gesellschaft unter dem Joch der finanziellen Notlage und der EU-Troika viel mehr am Herzen: “Wenn einem die Bank ein Darlehen gewährt, erscheint sie als Wohltäterin. Sobald man es jedoch abbezahlen soll, wird sie plötzlich zum Kredithai”(S. 212)

Als Bettlektüre liest Charitos im Lexikon, so dass Markaris seinen Lesern die Fachbegriffe der Finanzwelt nahe bringen kann. Steigert nicht direkt die Spannung, aber erfüllt seinen Zweck. Auf seinem weiteren Weg möchte der Leseteufel aber Kostas Charitos nicht unbedingt begleiten.