Weite_Welt

Manotti Dominique

Letzte Schicht

Ariadne Krimis/Argument Verlag, Hamburg 2010

Ernestam2

Manotti, Jg 1942, war Professorin für Wirtschaftsgeschichte und Gewerkschafterin, ehe sie mit 50 Krimis zu schreiben begann. Im Gegensatz zu einer Reihe anderer Spätberufener beherrscht sie das Genre hervorragend. Es gelingt ihr, die Verflechtungen von Wirtschaft, Politik und Kriminalität eindringlich darzulegen, wobei sie ihre Herkunft aus der Gewerkschaftsbewegung natürlich gegen wirtschaftliche Macht und Politik in Stellung bringt. So kann auch als einzige Figur die Arbeiterin Rolande Petit aus diesem Wirtschaftskrimi letztlich Kapital schlagen, mit dem sie sich davonmacht. Diese Figur liegt Manotti am Herzen, scheint ihr alter ego zu sein, und da liegt das Problem. Denn dass eine einfache Arbeiterin über so ausgefeilte Sprache und Handlungsweise verfügt, erfordert einen starken Glauben an die Kraft des Proletariats und dessen Glorifizierung.

Es geht um den wahren Kampf von Alcatel und Matra- Daewoo um die Übernahme von Thomson, um Subventionsbetrug im großen Stil, Mord, Drogenhandel, korrupte Polizei und ebensolche Politiker bis hinauf zum Staatspräsidenten, eine Scheinfirma, deren laxen Sicherheitsvorkehrungen etliche Arbeiter zum Opfer fallen, bis die Fabrik abgefackelt wird und die Arbeiter, wie immer, als Verlierer dastehen.

Ermittelt wird das alles von einem ebenfalls etwas zwielichtigen Privatdetektiv, den Alcatel anheuert, um die Übernahme von Thomson durch Matra-Daewoo zu verhindern, indem er dunkle Machenschaften aufdeckt, was in diesem Milieu, so Manottis Botschaft, nicht schwer fällt.

Manottis Vorbild ist James Ellroy, den sie so versteht, dass jede Figur sozusagen im inneren Monolog und in hingeworfenen Halbsätzen spricht, was den Leser gelegentlich verwirrt. Auf jeden Fall aber eine spannende, wenn auch bedrückende Geschichte.