Pan Macmillan, London 2016

Dieses Buch beruht auf einem Missverständnis des Leseteufels, denn Lindgren ist Finnin, so dass die englische Fassung keineswegs das Original darstellt. Lindgren arbeitet als Journalistin und hat mit diesem ersten Band einer Trilogie, die im Altenheim spielt, alten Damen über 90 ein liebenswertes Denkmal gesetzt, wobei sie sicher genaue und leider realistische Recherchen angestellt hat.

Der Leser lernt die Hauptperson Siiri, ihre Freundinnen Irma und Anna-Lisa kennen und schätzen. Vordergründig geht es um den verdächtigen Tod des jungen Kochs im Altenheim “Sunset Grove” in Helsinki, den die Ladies ergründen wollen.

Die eigentliche Agenda der Autorin sind aber die beklagenswerten, zum Teil kriminellen Zustände im Altenheim.

Wer aufmuckt gegen die Heimleitung oder Schwestern, wird mit Medikamenten ruhig gestellt, die zu Demenz führen und zur geschlossenen Abteilung, in der die Patienten dahinsiechen. Als das ihrer Freundin Irma passiert, ist Siiri empört, sucht Verbündete in Anna-Lisa, deren Liebhaber im Heim, dem “Ambassador” und einem jungen Taxifahrer, der sich der Ladies annimmt.

Allerdings tritt die Aufklärung des Ganzen zurück hinter der Schilderung der drei Damen, wie sie mit unerhörter Tapferkeit, Humor und Selbstironie ihren Alltag managen.

Es gelingt Siiri, Irma aus den Klauen des Heims zu befreien und auf ihrem Weg zur Gesundung durch die Krankenhausszene Helsinkis zu begleiten.

Irmas Tochter und Verwandte werden beispielhaft für den herzlosen Umgang mit den Alten beschrieben. Sie lösen im Vertrauen auf Irmas baldigen Tod ihre Heimwohnung auf, so dass sie kein Zuhause mehr hat. Aber Anna-Lisa heiratet ihren Ambassador, worauf sie zu ihm ziehen kann, so dass Irma  Anna-Lisas Wohnung übernehmen kann.

Stellenweise ist die Geschichte trotz aller bemühter Komik so traurig-trostlos, dass man nicht weiter lesen will. Aber das zumindest vordergründige happy end schiebt die Probleme der Hochbetagten liebenswürdig auf die Seite. Ein Buch zum Nachdenken.