Weite_Welt

Jonasson Jonas

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg...

carl´s books/Random House, München 2011

Ernestam2

Dem schwedischen Medienfachmann Jonasson ist mit seinem Debut ein geschickt kalkulierter Bestseller gelungen. Ähnlich wie sein Protagonist Allan  Karlsson ist er nach 20 Jahren im Geschäft ausgestiegen, um das Buch zu schreiben. Auf einer Lesung in München, bei der er sich sonst wenig bekenntnisfreudig zeigte, sagte er immerhin, erst habe er den Titel gehabt, dann das Buch dazu geschrieben, sich voll bewusst, dass Forrest Gump der Pate ist. Ich sähe noch weitere Vorbilder wie z. B. Christopher Buckley mit “Doomsday”, was die Sicht auf Politik angeht, und andere mehr. Gut, dass es noch kein “litplag” gibt! So wenig sympathisch der Autor wirkt, so amüsant ist seine Erzählung von dem alten Allan, der auf seinem Ausbruch aus dem Altersheim wie der Esel der Bremer Stadtmusikanten immer mehr gestrandete Existenzen um sich versammelt, die in schlitzohrig-vergnügter Anarchie durch Schweden ziehen, ehe sie sich in Bali niederlassen.

Eingestreut, wie könnte es anders sein, die ebenso bizarre Geschichte Allans, der in seinem langen Leben mit fast allen wichtigen Politikern des 20. Jahrhunderts zusammentrifft und mittels erheblicher Mengen Alkohol auch die schwierigsten Situationen meistert, eine Taktik, die der Autor auch selbst für erfolgversprechend hält, wie er in der Lesung bestätigt.

Etwa ab der Häfte des Romans tritt eine gewisse Ermüdung bei Autor und Leser ein, beide schleppen sich zum überlang hinausgezogenen Ende. Die slapstickhafte Überdrehung der Handlung läuft sich leer.