Weite_Welt

Kilpi Marko

Erfrorene Rosen

GRAFIT, Dortmund 2010

Ernestam2

Der finnische Autor Marko Kilpi (Jg. 1969) war in der Filmindustrie tätig, bis er sich als Polizist ausbilden ließ. Sein alter ego, der junge Polizist Olli Repo, wird dem abgebrühten, erfahrenen Tossavainen als Praktikant zugeteilt und schwankt zwischen Scham über seine rookie-Fehler und Stolz auf kleine Erfolge. Autobiografische Aspekte eines jungen Ermittlers sind eine ungewöhnliche Perspektive im breitgetretenen Genre. Zusätzlich müht sich Olli mit einer verhassten Vaterfigur ab, die in die Ermittlungen eingreift als lästiger Besserwisser, nur von Tossavainens Kaltblütigkeit in Schach gehalten.

Es geht um einen Anschlag auf ein Einkaufszentrum, dem die beiden Ermittler ziemlich hilflos gegenüber stehen, bis sie einen Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Straftaten herstellen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass die Opfer jeweils selbst straffällig geworden sind, aber von der viel zu laschen Justiz laufen gelassen wurden.

Diese Entdeckung führt bei Olli und Tossavainen zu komplizierten ethischen Konflikten und Diskussionen. Die Auflösung des Falles ist in sich logisch, und in mehrfacher Hinsicht überraschend.

Kilpi schreibt, zumindest in der eingängigen Übersetzung von Gabriele Schrey-Vasara, in kurzen Hauptsätzen, ein bisschen erinnernd an den Stil von Wolf Haas. Sein Blickwinkel ist faszinierend und geht weit über Krimiklischees hinaus: “Es ist Sonntag und die Leute sind dabei, ihn  nach den Vorgaben der Marktwirtschaft zu heiligen... Der Handel ruht auch am siebten Tage nicht.” (S. 132)