Weite_Welt

Isaac B. Singer

Der Scharlatan

Jüdischer Verlag/Suhrkamp, Berlin 2021

Ernestam2

Isaac B. Singer (1904-1991) ist der einzig Jiddisch schreibende Autor, der bisher (1978) den Nobelpreis bekommen hat. Seine anderen Romane hat er selbst ins Englische übersetzt, dieses 1967 in Fortsetzungen in einer jiddischen Zeitschrift erschienene Werk verfasste er nur auf Jiddisch. In seinem Nachwort von 2017 erklärt David Stromberg,  dass “Der Scharlatan” keineswegs autobiografisch ist, was ich schon deshalb nicht glaube, weil Singer selbst das Titelbild ziert. Übersetzt hat das Buch Christa Krüger

Der also autobiografische Roman spielt in den 40iger Jahren in der jüdischen Emigrantenszene in New York. Während die Protagonisten durch Flucht vor der Verfolgung sicher sind, haben sie Angehörige zurückgelassen, die unter Hitler leiden und sterben müssen.

Das ficht die Hauptfigur Hertz Minsker allerdings wenig an, denn all seine Gedanken kreisen um sein kostbares Selbst als Lebemann und Schmarotzer, der es fertigbringt, mit der Frau seines besten Freundes und Gönners ein Verhältnis anzufangen, während seine eigene Frau schwanger vor sich hinkümmert.

Hertz ergeht sich in pathetischen Ergüssen über sich selbst, sein Leiden an und mit der jüdischen Religion, eigentlich ist er aber hinter jedem Rock her, der sich ihm zeigt, alles andere ist ideologischer Überbau, um seine Existenz zu rechtfertigen.

Kein Wunder, dass Singer diesen Roman nie auf Englisch veröffentlicht hat. Und es ist die Frage, ob der jüdische Verlag innerhalb des Suhrkamp Verlags der jüdischen Sache einen Dienst erwiesen hat, denn dieser Hertz ist ein echter Kotzbrocken mit seinen schwülstigen Selbstanklagen, Stimmungsschwankungen und seinem grenzenlosen Egoismus.