Jugendliteratur

Stewart Trenton Lee

Die geheime Benedict-Gesllschaft

Bloomsbury/Berlin-Verlag, Berlin  2007

Grier

Bloomsbury, mit Harry Potter groß geworden, setzt konsequent auf Fantasy-Literatur für Jugendliche, und seine Lektoren beweisen ein feines Gespür für lohnende Entdeckungen, wie diesen Erstling von Stewart, der Creative Writing Classes unterrichtet. Seine Helden sind um die 11 Jahre alt. Kleber, ein Junge mit absoutem Lexikon-Gedächtnis, Reynie, das Genie, Kate, eine Pippi-Langstrumpf-Inkarnation mit genialen handwerklichen Fähigkeiten, und die kleine Connie, ohne jeglichen Respekt für Autoritäten. Während Rowling, wohl als Vorbild für ihre Tochter, die mit außerordentlicher Geistes- und Zauberkraft ausgestattete Hermine erfand, stehen bei Stewart, Vater von zwei Söhnen, Kleber und Reynie im Vordergrund. Der Roman beginnt mit einem grandiosen Paukenschlag: Einer so schweren, fast grausamen Prüfung, dass wirklich nur die Besten, nämlich diese vier Kinder, bestehen. Und wie sie all die fast unlösbaren Aufgaben bewältigen! Welch ein Spaß, ihnen dabei über die Schulter zu sehen! Hier hat ein Autor wirklich Vertrauen in die Fähigkeiten von Kindern, nimmt sie ernst, ganz anders als all die zeitgeistlichen Kuschelpädagogen der heutigen Schulwirklichkeit.
Aber zurück zur Handlung. Mittels dieser Prüfung will der Wissenschaftler Herr Benedict Kinder finden, die geeignet sind, das der Welt drohende Unheil abzuwenden. Was sonst! Er schmuggelt sie ein in das Internat auf der Insel Nomansan, das von einem Herrn Curtain, dem Zwillingsbruder Benedicts, geleitet wird, der im Rollstuhl sitzt, ansonsten aber diesen Kleinkosmos gnadenlos beherrscht.Er benutzt Kinder, um mittels ihres noch unverbrauchten Gehirns geheime Botschaften über einen selbst gebauten Computer auszusenden, die dazu dienen, ihm die ganze Welt untertan zu machen. Das ist natürlich nur die Kurzform des Systems, und Stewart hat seinen Theodore Roszak “Flicker” genau studiert. Auch “Lemoni Snicket” stand Pate. Trotzdem macht es Spaß zu verfolgen, wie die Kinder den Kampf aufnehmen und natürlich auch gewinnen, vom Festland und Herrn Benedict nur unterstützt durch rätselhafte Morsebotschaften. Der Schluss ist ein wenig wirr, und der Leseteufel kann gut glauben, dass Stewart die Geschichte immer wieder umgeschrieben hat, wie er im Nachwort gesteht. Aber es ist ja auch ein Erstling.