Englischsprachige Literatur

Brown Andrew

Schlaf ein, mein Kind

btb/ Random House, München 2009

Galbraith3

 Andrew Brown hat sich mit diesem  2005 in Kapstadt unter dem Titel “Coldsleep Lullaby” erschienenen Roman allzu viel vorgenommen. 1966 geboren, hat er sich offensichtlich von der linken Demonstrantenszene in Kapstadt zur Anwaltskarriere vorgearbeitet und führt mit Frau und drei Kindern ein bürgerliches Leben im Wohlstand.

Ist es das schlechte Gewissen darüber, das ihn in der, wie immer, rassistischen Vergangenheit seines Landes einerseits und seiner immer noch von Rassismus geprägten gewalttätigen Gegenwart andererseits mit sichtlichem Behagen wühlen lässt? Ein bisschen erinnert sein Held Inspector Eberard Februarie, Ex-Junkie, Ex-Ehemann, Alkoholiker, an die Antihelden von Coetze. Dafür ist die ihm zugeteilte schwarze Praktikantin Xoliswa der Engel auf Erden. Beide müssen den Mord an der jungen Melanie aufklären, deren Leiche im Eerste River von Stellenbosch angetrieben wird.

Gleichzeitig blendet Brown an die gleiche Stelle vor 300 Jahren zurück, als ein herrischer Gutsherr hier Weinberge anlegte, seine Sklaven misshandelte und junge Mädchen brutal vergewaltigte. Die lose Klammer bildet der Vater Melanies, Professor du Prez, ein Nachfahre jenes grausamen Gutsherrn.

Gut, Februarie ermittelt, von Alpträumen und Alkoholexzessen sowie sexuellen Gewaltfantasien gemartert. Er nimmt den Türsteher eines Nachtclubs fest, einen illegal im Land lebenden Ruander, den Zeugen und DNA-Analysen belasten. Da erschießt Professor du Prez den Verdächtigen in seiner Zelle, von Rassenhass getrieben. Das kann natürlich nicht die Lösung sein, sind ja auch noch zu viele Seiten zu lesen.

Und so quält sich der Leseteufel voran, zusätzlich behindert von einer miserablen Übersetzerin , die sich darin gefällt, Afrikaans im Original stehen zu lassen, desgleichen Französisch und Englisch. Dafür ist Mechthild Barth des Deutschen nicht allzu mächtig.

Wie bei dem genialen “Tannöd”  Gebete, sind jedem Kapitel Wiegenlieder vorangestellt, die immer düsterer ausfallen, so dass auch noch der unachtsamste Leser holzhammermäßig auf die wahren Zusammenhänge gestoßen wird. Denn das arme Mädchen Melanie wächst mutterlos in der Gewalt ihres Vaters auf und wird so zur gefeierten Edelhure in besagtem Nachtclub, der auch auf Februarie einen zu großen Reiz ausübt, wäre da nicht die engelgleiche Xolisma, die ihn vor dem Verderben rettet.