Englischsprachige Literatur

Boyle T.C.

Ame´rica

Hanser, München 1996

Galbraith3

T.C.Boyle schrieb diesen Roman auf dem Höhepunkt seiner literarischen Karriere, im Alter von 47 Jahren. Und, wie immer, hat er eine sozialpolitische Agenda. Hier ist es die Art und Weise, wie die reichen Südkalifornier die illegalen Immigranten aus Mexiko behandeln.

Sein Protagonist Delaney, ein wohlhabender linksliberaler Gutmenschen-Autor von Naturkolumnen, lebt in einer “Gated Community” außerhalb von L.A. hoch über einem wilden Canyon, in dem er seine Wanderungen unternimmt. Seine Frau ist Immobilienmakler, der halbwüchsige Sohn bleibt blass.

Gleich zu Beginn fährt Delaney einen Mexikaner an, der ihm vors Auto läuft. Statt sich um den Verletzten zu kümmern, speist er ihn mit 20 Dollar ab. Dieser Candido schleppt sich zum Unterschlupf im Canyon, wo seine junge, hübsche, schwangere Frau Ame´rica (!) auf ihn wartet. Er hat sie mit großen Versprechungen ins gelobte Land gelockt. Jetzt fristen sie eine elende Existenz in der Illegalität, ausgenutzt von ihren Landsleuten, auf der Suche nach Schwarzarbeit. Wie immer lässt Boyle seine Protagonisten, insbesondere schwangere Frauen, extrem und ausgiebig leiden, unter anderem an Vergewaltigung, und beschreibt dieses Leiden mit sadistischem Elan.

Wenn Delaney Doyles alter ego ist, so ist auch er ein veritabler Kotzbrocken, die dünne Schicht der Zivilisation streift er schnell ab, wenn sein Luxusleben gefährdet ist.

Das Ganze kulminiert, als Candido aus Versehen ein verheerendes Feuer im Canyon auslöst, das auch Delaneys Siedlung bedroht. Zum Schluss schwemmt ein Erdrutsch sowohl Candidos erbärmliche Hütte, als auch Delaneys Villa in den Canyon und ihre Bewohner mit ihnen.

Die hochschwangere America beschreibt er so: “America kletterte...auf die Haube eines zusammengestauchten Autos,wobei ihr Bauch von ihr wegschwang wie ein freischwebender Ballon” (S. 307)

Kein Wunder, dass keine Figur in diesem Roman sympathisch ist, ihr Schöpfer ist es auch nicht.