Blessing/Random House, München 2020

In diesem 19. Band der Tempe Brennan Serie ist die Protagonistin deutlich gealtert, kämpft mit den Folgen eines Aneuyrismas und wirkt generell unorganisiert und psychisch instabil. Der Leseteufel verfolgt mit großem Vergnügen die TV Serie “Bones” mit der gleichen Heldin, der gegenüber die Romanheldin deutlich abfällt. Sie kämpft mit ihrer neuen mediengeilen  Vorgesetzten, ihr Geliebter ist im fernen Europa und Slidell, ehemaliger Cop und jetziger Privatermittler, hilft ihr eher widerstrebend, als es darum geht, den Mord an einem Unbekannten aufzuklären.

Wie viele arrivierte Krimiautoren verfolgt Reichs neben der eigentlichen Handlung noch ihre eigene Agenda, nämlich ihren Feldzug gegen die Trumpregierung und die Republikaner generell und ihre Begeisterung für das Internet, hier das dark net, dessen Eigenheiten sie mit großer Detailverliebtheit beschreibt. Vielleicht auch, um zu zeigen, dass sie auf dem neuesten Stand ist?

Die “Thriller”-Handlung entwickelt sich eher behäbig, böse Männer leben ihre Pädophilie im dark net aus, ein rechter Verschwörungstheoretiker verkündet seine kruden Ansichten und ist ein ganz Schlimmer.

Reichs schreibt in einem gekonnt schnoddrigen Ton, benutzt kühne, ungewohnte Vergleiche, versteht ihr Handwerk.

“Was Wohnviertel angeht, schien dies das untere Ende der architektonischen Nahrungskette zu sein.” (S.370).

Klaus Berr hat das Buch routiniert übersetzt.